Bad Herrenalb: Albtal-Abenteuer-Track Etappe 1

Der Weg ist das Ziel bei Deutschlands erster Crosswander-Tour

Was bedeutet Abenteuer für Dich?

Manche Menschen zieht es wie magisch an: das Abenteuer – es klingt herausfordernd, spannend, nach einem kleinen Kick. Ein Abenteuer ist etwas Unbekanntes, das man bestehen muss. Mit anderen Worten, raus aus dem Alltag, auf zu neuen Ufern. Oder in diesem Fall, rein in den Schwarzwald. Auf dem Albtal-Abenteuer-Track bei Bad Herrenalb im Nordschwarzwald kann man seine wilde, ursprüngliche Seite entdecken.

Schon bald lassen wir Bad Herrenalb hinter uns
... und es geht querfeldein durch den Wald

Abenteuer wilde Natur

Eintauchen in echte Natur, auch mal abseits der Wege unterwegs sein, alle Sinne einsetzen. Und ganz ehrlich, wer möchte sich denn nicht mal wie ein Pionier fühlen, der geheimnisvollen Zeichen folgt und neue Wege erkundet? Okay, natürlich entdecken wir auf dem Abenteuerweg nichts, wo nicht schon der ein oder andere vor uns war. Aber stellenweise haben wir genau dieses Gefühl. 

Deutschlands erste Crosswander-Tour ist definitiv ein Mikro-Abenteuer für alle, die mehr wollen als einfach „nur“ wandern. Wandern an sich ist ja schon großartig, aber der herausfordernde Charakter ist, wie wir hier sagen, das Tüpfele aufs i. 

Eine Challenge sind schon die „Gardemaße“ der Strecke: 25 Kilometer Länge, über 1.000 Höhenmeter, etwa acht Stunden reine Gehzeit. Ja, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Knackig aber machbar.

Über Stock, Steine und einen Bach: Geht es noch idyllischer?
Bachüberquerung - die Stiefel sind dicht
Wie Phönix aus der Asche

Das Abenteuer beginnt

… und dann ist da noch die Art der Wege. Bad Herrenalb ist für viele eher ein Synonym für gute, einfache Wege. Die lassen wir auf der Etappe 1 des Albtal-Abenteuer-Tracks eher links liegen. Am schönsten sind natürlich die Crosswegpassagen, die wir neben alten Forstschneisen und Holzrückerouten nutzen. Es sind auch ein paar gute Schotterwege dabei, die wir aber dankbar annehmen, um hin und wieder verschnaufen zu können.

Direkt in Bad Herrenalb startet das Abenteuer. Unseres beginnt auf dem Wanderparkplatz „Am Wurstberg 34“ neben dem Friedhof. Gespannt auf den vor uns liegenden Tag schnüren wir unsere Wanderstiefel (die übrigens dringend zu empfehlen sind) und schultern den Rucksack, der neben ausreichend Wasser leckeren Proviant und die Kameraausrüstung enthält. All das werden wir noch sehr zu schätzen wissen.

Besser als Geocaching: Wir haben eine Markierung entdeckt
Drei stilisierte Nadelbäume, der mittlere der Buchstabe A, weisen den Weg
Manchmal war die Wegmarkierung gut auf einem Schild zu sehen ...
... oder man brauchte fast schon Adleraugen, um die Baumgraffiti zu entdecken
Der Kreativität bei der Beschilderung sind keine Grenzen gesetzt

Baumgraffiti weisen den Weg – oder auch nicht

Vorfreude ist die schönste Freude, sagen wir uns, als wir am Waldrand ankommen und uns erst einmal eine geschotterte Forststraße emporkämpfen müssen. Knieschnapperweg ist der wenig ansprechende Name dieses Abschnitts. Ernsthaft? Jetzt schon? Nein, so anstrengend ist es wirklich noch nicht. Nun heißt es Augen offenhalten, um eines der Wegzeichen zu erspähen: Drei stilisierte Nadelbäume, also passend für den Schwarzwald, wovon der mittlere der Buchstabe A ist. Mal ist die Markierung nur schemenhaft zu erkennen, als blasses Baumgraffiti, mal als Aufkleber auf einem Schild. Aber nur selten auf den ersten Blick und gut sichtbar. Dazu noch sehr weit auseinander, das ist ja der Kick für den Entdecker.

Übrigens war dies auch ein Grund, Urlaub zu nehmen und die Tour auf einen Werktag zu legen. Der Gedanke, an einem Wochenende den anderen Lemmingen zu folgen und dadurch schon hunderte Meter im Voraus zu wissen, wo der Weg langgeht, schien uns wenig reizvoll. Schnell stellt sich heraus, dass dies die richtige Entscheidung war. Wir sind fast alleine, nur auf den gut ausgebauten Wegen treffen wir auf andere Wanderer.   

Über Stock und über Stein und auch mal durch den Matsch

Schon bald zweigt der Weg nach rechts ab. Drauf haben wir gewartet. Nun geht es steil bergauf und querfeldein. Über Baumstämme und Felsen schlagen wir uns durchs Unterholz. Vorbei an Fichten und Tannen, das ist Schwarzwald pur. Büsche versperren uns den Weg, wir biegen Zweige zur Seite, quetschen uns hindurch. Trittsicherheit ist nun wichtig, der weiche Waldboden ist nun voller abgebrochener Äste und Steine, die es zu überwinden gilt. 

Wo geht es nun lang? Keine Markierung in Sicht. Sieht man Spuren? Nein. Also entscheiden wir uns und laufen drauflos. Und freuen uns dann doch, als wir zur Bestätigung unserer Entscheidung nach einigen Metern wieder ein Baumgraffiti entdecken.

Einer der spannendsten Stellen des Tracks ist die Kletterpassage mit Spezialtau. Gesichert mit einem Seil, müssen hier dicke Buntsandsteinbrocken erklommen werden. Zwecks Abenteuerfaktor (und ein paar lustiger Fotos wegen) nutzen wir die dicken Taue. Mit etwas Wandererfahrung und Trittsicherheit genügt es aber auch, lediglich die Hände zur Hilfe zu nehmen. Aber spektakulär sieht es aus, das muss man den Machern lassen, und vielen ist es sicher eine Hilfe. 😉

Hummelglück
Über Buntsandsteinfelsen kraxeln
Wo geht es lang?
Kletterpassage mit Spezialtau

Mythos Westweg

Ein Stück weit folgen wir nun dem Klassiker der Fernwanderwege im Schwarzwald, dem Westweg. Er wurde schon 1900 vom Schwarzwaldverein angelegt und zählt zu den „Top Trails of Germany“. Er beginnt in Pforzheim und endet in Basel. Wir jedoch bleiben auf dem Albtal-Abenteuer-Track. An dieser Stelle geht es schnell voran, die Waden können sich wieder etwas entspannen. Schön wäre es jetzt, auf einer der komfortablen Aussichtsliegen am Hahnenfalzweg Platz zu nehmen und den beeindruckenden Ausblick zu genießen. Es soll nicht sein, alles ist belegt. 

Nach einer kurzen Beobachtung der dicken Hummeln und einiger Zitronenfalter, die sich an den Frühblühern laben, geht es zügig weiter zur Schweizerkopfhütte. Unfassbar schön ist die Aussicht über das Gaistal weit in die Rheinebene hinein. Mit ein klein wenig Stolz betrachten wir von hier oben auch unseren Startort Bad Herrenalb. Ein ganzes Stück ist schon geschafft. 

Blick von der Schweizerkopfhütte weit über die Rheinebene

Nun verspüren wir ein klein wenig Hunger. Einen hübschen Picknickplatz finden wir bei der Hahnenfalzhütte. Bei der traumhaften Aussicht schmeckt das Vesper doppelt so gut.
Wer nicht den kompletten Track bewältigen will, findet hier die Familien-Variante der Etappe 1: Gleich bei der Hahnenfalzhütte geht es direkt hinunter ins Gaistal und von dort aus mit dem Bus zurück nach Bad Herrenalb. 

Hahnenfalzhütte der Skizunft Bad Herrenberg
Pause mit Traumaussicht vor der Hütte

Sprudelnde Quelle und teuflische Mühle

Für uns geht es bergab zum Albursprung, der in etwa 760 Metern Höhe idyllisch umrahmt von üppigem Grün vor sich hin sprudelt. Von hier aus nimmt die Alb ihren 51 Kilometer langen Weg durch den Nordschwarzwald und die mittlere Oberrheinische Tiefebene bis sie in Karlsruhe in den Rhein mündet. Weiter geht es hinab durch ein süßes Wäldchen mit Zwergbirken bis unter 700 Meter, bevor der Aufstieg zum höchsten Punkt des Tracks führt, nämlich 913 Meter. Auch wenn sich hier erneut ein hübscher Ausblick bietet, zieht es uns doch gleich weiter zur Teufelsmühle. Der Weg ist noch weit. Nicht zu übersehen sind die Grenzsteine entlang des alten Grenzwegs zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg.

Wir erreichen die Teufelsmühle in Loffenau. Wer hier nach einer Mühle sucht, wird sie nicht finden. Der Ort verdankt seinen Namen einer Sage, nach der die unterhalb des heutigen Baus wild verteilten Sandsteinblöcke die Reste einer vom Teufel errichteten Mühle sein sollen. Die Teufelsmühle und der massive Aussichtsturm sind ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, reicht doch die Aussicht über das Murgtal und in die Rheinebene. Außerdem ist hier der Drachenfliegerstartplatz angesiedelt. Übrigens ist die Gegend rund um die Mühle auch ein idealer Ort zum Heidelbeerenpflücken oder Pilzesammeln.

Leise sprudelt der Albursprung
Teufelsmühle des Schwarzwaldvereins
Traumaussicht von der Teufelsmühle ...
... von der man kaum genug bekommen kann

Jetzt geht es fast nur noch abwärts – auf den Spuren des Teufels

Der Track hat viele Highlights, keine Frage. Das für uns spektakulärste ist die Waldschlucht „Großes Loch“ und die faszinierenden Sandsteinhöhlen, die sogenannten Teufelskammern. Wie um die Teufelsmühle ranken sich um die Teufelskammern spannende Sagen. Hier soll einst der Teufel persönlich gehaust haben, auch das Erdweiblein, das aus Stroh Gold zaubern konnte, wurde hier gesichtet. Ob man den Geschichten Glauben schenken mag, bleibt jedem selbst überlassen. 

Unbestrittene Tatsache ist jedoch, welch faszinierende Landschaften und steinerne Skulpturen die Natur im Laufe der Erdgeschichte erschuf. Das „Große Loch“ entstand durch die stete Arbeit des Laufbaches vor über 200 Millionen Jahren in der Buntsandsteinzeit. „Das Gestein der Teufelskammern besteht aus einem geröllreichen Sandstein mit unterschiedlicher Festigkeit. Die Sandsteinpfeiler und das Dach der Teufelskammern trotzen Dank ihres härteren Gesteins bis heute der Abtragung. Weichere Gesteinsschichten wurden durch die Erosion herausgenagt und weggespült. So entstanden die steinernen Kammern oder Teufelslöcher“, ist in einem Infokasten zu lesen.

Spektakuläre Naturskulptur: die Teufelskammern
Waldschlucht „Großes Loch“
Im Inneren der Teufelskammern

Um noch ein wenig länger den unfassbar schönen Blick auf die Felsenlandschaft zu genießen, halten wir uns auf dem Weg ins Tal unterhalb der Teufelskammern rechts entlang der „Großen Loffenauer Runde“. Immer wieder halten wir inne, drehen uns um und lassen die abenteuerliche Szenerie auf uns wirken. In der Waldschlucht liegen Bäume wie Mikadostäbe kreuz und quer in einem Bett aus saftiggrünen Gräsern. Mächtige Felsen säumen den Weg.

Entlang der noch jungen Alb wandern wir zum Ausgangspunkt zurück, nicht über den beschriebenen Heuweg sondern über den Albtalweg entlang des „QuellenErlebnisPfades“ (vorbei am Aussichtspunkt „Hör mal“).

Entlang der jungen Alb zurück zum Parkplatz

Eine absolut herausfordernde und abwechslungsreiche Tour voller Highlights, die zurecht zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ des Jahres 2021 vom Wandermagazin nominiert ist.

Der Track in Zahlen

Länge: 25 Kilometer
Bergwertung: 1.000 Höhenmeter
Dauer: etwa 8 Stunden plus Zeit zum Genießen und Staunen

Die Tour und die GPX-Datei zum Herunterladen findet ihr bei Albtal-Tourismus
und bei Outdooractive.

Tipps:

  • Auch wenn es vielleicht ein wenig auf Kosten des Abenteuerfaktors geht, empfehlen wir zur Vorsicht, den GPX-Track vor Beginn der Tour herunterzuladen (teilweise wurden auch Markierungen mutwillig entfernt)
  • Ausreichend Getränke und Verpflegung mitnehmen (während unserer Tour gab es auf der Strecke nichts zu kaufen)
  • Festes Schuhwerk und eine gute Kondition machen es ein bissle leichter 😉