Belchensteig

Belchensteig

Genießerpfad Belchensteig

Weilheim an der Teck Bertoldsplatz und Peterskirche

Aussicht vom Belchen

Weilheim Rathaus

Wiedener Eck Tor am Westweg

Deutschlands schönster Wanderweg

 

Der Genießerpfad Belchensteig im Schwarzwald ist Deutschlands schönster Wanderweg 2020. Mit einem traumhaften Panoramablick von den Schweizer Alpen über die Rheinebene hinweg bis zu den Vogesen gilt der Belchen zurecht als der schönste Berg des Schwarzwalds. Zwar ist er wohl der schönste, nicht aber der höchste Berg im Schwarzwald. Mit seinen 1.414 Metern Höhe ist er nach Feldberg und Herzogenhorn der dritthöchste Berg im Schwarzwald.

Auf dem Weg zum Belchengipfel

Start der traumhaften Halbtagestour ist das Berghotel Wiedener Eck. Kurz darauf passieren wir das Westwegtor Wiedener Eck. Idyllisch, aber unspektakulär geht es langsam aber stetig bergauf auf einem Schotterweg, der in einen breiten Wiesenpfad übergeht. Schon jetzt eröffnet sich ein herrlicher Blick über das Wiedener Tal. Die taufeuchten Wiesen funkeln im morgendlichen Sonnenlicht. Purpurblütige Eriken säumen den Weg, ein paar Pferde auf einer Weide begutachten kauend die frühen Wandersleute. Wir tauchen in einen lichten Bergwald ein, Farne und Heidelbeeren zeigen sich am Wegesrand. In der Ferne plätschert leise das Wasser, woher es kommt, ist kaum zu orten.

Es locken immer wieder aussichtsreiche Rastplätze

Regenwurmgarten

Weilheim Peterskirche

Blick zum Hotel Belchen-Multen 

Schwarzwaldparadies

 

Immer wieder eröffnen sich entlang des Belchensteigs einzigartige Ausblicke und unglaubliche Fernsichten. Um diese noch intensiver genießen zu können, gibt es unzählige Sitz- und Rastgelegenheiten. Selten haben wir solch fantasievolle Bänke gesehen, die überall entlang des Weges zum Verweilen einladen. Mal flankieren geschnitzte Wanderstiefel die Sitzfläche, mal ein hölzerner Igel oder Rucksack. Wir sind noch nicht bereit für eine Rast und streben unverzagt dem Gipfel entgegen. Vorbei an einem Regenwurmgarten, einer toll gemachten Infostation für Kinder, zieht es uns immer weiter in Richtung der Talstation der Belchen Seilbahn. Wer nun schon ein wenig müde ist oder den Gipfel noch früher stürmen möchte, kann sich rund 300 Höhenmeter ersparen und die Belchen-Seilbahn nehmen. Wir lassen die knallgelben Kübele-Gondeln und das Belchenhotel Jägerstüble links liegen. Einmal tief durchatmen, es gilt, die nächsten Höhenmeter des Premiumwanderwegs zu bezwingen. Letzte Margeriten und Glockenblumen setzen hübsche Farbtupfer auf den Wiesen, Schmetterlinge nehmen ein Sonnenbad auf der warmen Erde des Pfades. Während wir noch den vorbeifliegenden Samenschirmchen hinterherblicken, hören wir in der Ferne schon das Geläut der Kuhglocken. Der Gasthof Belchen ist zum Greifen nah.

Belchen-Seilbahn

Nanu?

Immer dem Bollenhut folgen

Schwarzwaldkühe und Hotelromantik: Im Hintergrund das Belchenhaus

Belchenhaus und Belchengipfel

 

Der Gasthof Belchen, auch Belchenhaus genannt, liegt direkt bei der Bergstation der Belchenbahn. Er ist Baden-Württembergs höchstgelegener Gasthof. Bereits 1867 wurde er eröffnet. Eine willkommene Gelegenheit für eine kleine Stärkung. Die Aussicht ist der Wahnsinn und reicht bis ins Schweizer Jura. Wir sind auf der „Zielgeraden“, nur noch wenige Meter trennen uns vom Gipfel.  Geschafft! Wir sind oben auf der Granitkuppe angekommen. Umringt von einigen echten und ein paar „Schläpplewanderern“ steht, ein wenig unscheinbar, das Gipfelkreuz auf 1.414 Metern Höhe.

Neben dem Gipfelkreuz klärt das „Belchenvisier“ auf, was wir rundherum alles bewundern dürfen. Es hilft sehr, die umliegenden Berge und Orte exakt zu bestimmen. Von Münstertal und Staufen über die Oberrheinebene hinweg bis zu den Vogesen, zur Zugspitze und zum Mont Blanc, wenn einem das Wetter hold ist. Schon der Blick auf die umliegenden Schwarzwaldberge ist beeindruckend. Gut zu erkennen ist der höchste Berg des Schwarzwalds, der 1.493 Meter hohe Feldberg.

Für den deutschen Schriftsteller und Pionier der alemannischen Mundartliteratur, Johann Peter Hebel, war der schönste Schwarzwaldberg gar „die erste Station von der Erde zum Himmel“.

Weilheim Peterskirche

Geschafft! Der Gipfel ist erreicht

Bermudadreieck der Berge

Wir schlendern ein wenig auf der markanten, baumfreien Bergkuppe umher. Übrigens: Dies ist nicht der einzige Belchen in der Gegend. Weitere Belchen sind in Sichtweite. Gemeinsam mit dem Elsässer Belchen oder Ballon d’Alsace und dem Schweizer Belchen bildet der Schwarzwälder Belchen das sogenannte Belchendreieck. Damit nicht genug. In den Vogesen, bei gutem Wetter ebenfalls zu sehen, liegen noch der Große und der Kleine Belchen, Grand bzw. Petit Ballon, die zusammen mit den drei erstgenannten Belchen zum sogenannten Belchen-System gehören. Wir könnten stundenlang weiter in die Nähe und in die Ferne schauen und das 360-Grad-Panorama einsaugen. Doch der Wind weht heftig und kalt, und wir müssen an den Abstieg denken.

Weilheim Peterskirche

Abgang in Richtung Krinne

Immer dem Bollenhut folgen

Schwarzwaldkühe und Hotelromantik: Im Hintergrund das Belchenhaus

Hinab auf alpinem Bergpfad

 

Kurz noch die fantastische Vegetation bewundern, dann geht es steil bergab auf einem alpinen Bergpfad, den Krinneabgang. Spätestens jetzt sind Trittsicherheit und geeignetes Schuhwerk wichtig. In schmalen Serpentinen schlängelt sich der Weg hinunter zur Krinne. Mein Handy ist verwirrt und heißt mich in Frankreich willkommen. Erneut geht es etwas bergauf. Geröll knirscht unter unseren Wanderstiefeln. Der Wind frischt auf und lässt die Zweige der Bäume zischend auf und ab tanzen. Unser Blick fällt zurück zum Belchen, der nackte, baumlose Gipfel ist gesäumt von einigen Fichten, die aus der Ferne wie ein kleiner Pelz wirken.

Fast abrupt endet der Wald, der Blick schweift weit ins Tal. Kugelige Laubbäume und kegelförmige Nadelbäume prägen das Bild der Märklin Mini-Landschaft. Um das Schwarzwaldklischee zu perfektionieren, kringelt ein Milchlaster die kurvigen Bergstraßen hinunter. Garantiert gefüllt mit Milch von glücklichen Kühen. Und wir freuen uns schon auf ein großes Stück Schwarzwälder Kirschtorte!

Der Tour in Zahlen

  • Länge 15 km
  • 675 Höhenmeter
  • Dauer: etwa 5 Stunden plus Zeit zum Genießen und Staunen 😊
  • Die Tour und die GPS-Datei zum Herunterladen findest du hier.
Limburg Weilheim Teck Baden Württemberg Schwäbische Alb

Berghotel Wiedener Eck

Hotel-Tipp

Berghotel Wiedener Eck

 

Wir waren im Berghotel Wiedener Eck, das wir aus voller Überzeugung empfehlen können. Schöne Zimmer, freundlicher Service, hervorragendes Essen, gute Weine und faire Preise. Und dazu noch direkt am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Ganz ehrlich, was will man mehr?

Das könnte dich auch interessieren

Albtal-Abenteuer-Track

Albtal-Abenteuer-Track

Eintauchen in echte Natur, auch mal abseits der Wege unterwegs sein, alle Sinne einsetzen. Und ganz ehrlich, wer möchte sich denn nicht mal wie ein Pionier fühlen, der geheimnisvollen Zeichen folgt und neue Wege erkundet? Deutschlands erste Crosswander-Tour ist definitiv ein Mikro-Abenteuer für alle, die mehr wollen als einfach „nur“ wandern. (…)

mehr lesen
Rötenbachschlucht

Rötenbachschlucht

Fast noch ein Geheimtipp: Wie seine großen Schwestern Wutach und Gauchach hat der Rötenbach eine wildromantische Schlucht in die Landschaft gegraben. Auch die Rötenbachschlucht gehört zum Naturschutzgebiet Wutachschlucht. Dabei hat die Rötenbachschlucht einen unschlagbaren Vorteil. (…)

mehr lesen
Obstblüte in Beuren

Obstblüte in Beuren

Wenn die Kirschblüte nahtlos in die Apfel- und Birnenblüte übergeht, verwandeln sich die Streuobstwiesen am Fuße der Schwäbischen Alb in ein Paradies. Auch auf den Wiesen rund um Beuren ist im Frühjahr die Obstbaumblüte ein saisonaler Höhepunkt. Erlebe den Blütenzauber bei der Wanderung „hochgehnießen“. (…)

mehr lesen

Kommentare

Du willst noch mehr von unser BW?

Viele weitere Inspirationen und Abenteuer findest du bei mir auf Instagram und Facebook. Lass uns in Kontakt bleiben. laughing

Umweltschutz Schwarzwald Sabine Hötzel

Umweltschutz Schwarzwald Sabine Hötzel

Mittendrin in unserem BW:

Umweltschutz im Schwarzwald: Interview mit Sabine Hötzel

Sabine Hötzel mit Plastikplane
Sabine Hötzel: Naturelover und Forestclenaer im Nordschwarzwald

„Gemeinsam machen wir die Welt zu einem besseren Ort“

Naturliebhaberin, Umweltschützerin, Waldreinigerin und Instagrammerin: Die Baden-Badenerin Sabine Hötzel ist ein Vorbild. Bei ihren Wanderungen ist sie stets bewaffnet mit einem blauen oder roten Eimer. Es gibt so gut wie keine Tour, von der sie mit leeren Händen oder eben leeren Eimern zurückkommt. Sie sammelt den Müll ein, den andere Menschen inmitten einer traumhaften Landschaft hinterlassen haben. Den Müll in der Natur bezeichnet sie als „invasive Arten“, die umgesiedelt werden müssen. Und zwar dorthin, wo sie hingehören: in die Mülltonne!

Auf Instagram postet Sabine ihre Müllabenteuer. Zuerst ein stimmungsvolles Naturbild, wie es die meisten Instagrammer mögen, und dann die Keule: Müll, überall Müll! Tüten, Babywindeln, Plastik- und Glasflaschen, ein Autoreifen mitten im Nirgendwo, Corona-Masken ohne Ende und sogar eine Dose Bügelspray aus den 50er Jahren. Die Bilder sind oft erschreckend: Ein idyllischer Weiher, in dem eine Unke sitzt, in direkter Nachbarschaft zu einer Plastikflasche. Oder eine meterlange XXL-Plastikplane, die sie nur mit Mühe aus dem Erdreich herausziehen konnte.

Sabines 10 Müllsünder-Thesen

„Warum wirfst du deinen Müll in diesen wunderschönen Wald?“, fragt Sabine ihre Follower. In ihrem Instagram-Post stellt sie zehn Thesen auf:  

  1. Weil ich ein ignoranter und verwöhnter Depp bin?
  2. Weil mir die Umwelt völlig egal ist?
  3. Weil mir Mutti sonst auch immer alles hinterherräumt?
  4. Weil ich zu faul und schwach bin, das Bonbonpapier bis zum nächsten Mülleimer zu schleppen?
  5. Weil ich Freude daran habe, Tiere zu quälen?
  6. Weil ich meinen Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkeln auch noch was hinterlassen möchte (nebst einem IQ von 13)?
  7. Weil mir mein Fischfilet mit Mikroplastik besser schmeckt?
  8. Weil ich es für ein Gerücht halte, dass Müll wie Plastik, Glas und Alufolie sich nicht innerhalb einer Stunde von selbst auflöst?
  9. Weil ich volle Windeln, halbleere, vergammelte Dosen und versiffte Masken im Wald hübsch anzusehen finde?
  10. Weil alles auf mich zutrifft!

Sabine hat Humor. Mit einem Augenzwinkern will sie Menschen aufrütteln und für das Thema sensibilisieren.

„Bitte benehmt euch wie Tiere“, rät sie auf Instagram. Denn Tiere hinterlassen keinen Müll. Menschen schon. „WalkIn, TrashOut“ ist ihr Motto. Sie hofft, so viele Menschen wie möglich zu gewinnen, ihrem Beispiel zu folgen.

Umweltschutz mit Sabine Hötzel
"Invasive Arten verbreiten sich immer mehr"

unser BW: Ich bewundere Deinen Einsatz sehr. Meine Familie und ich würden niemals Müll liegenlassen. Das Einzige, was wir hinterlassen, sind unsere Fußabdrücke. Es ist wohl für die meisten Leute selbstverständlich, ihr Zeug wieder einzupacken. Leider gilt das nicht für alle. Wenn Du unterwegs bist, sammelst Du die Hinterlassenschaften anderer ein. Was treibt Dich an, Dich so zu engagieren?

Sabine:

  1. Weil die Archäologen in einer Million Jahre auf keine Hinterlassenschaften wie Glasflaschen und Co. stoßen sollen.
  2. Weil mir mein Fischfilet ohne Mikroplastik besser schmeckt.
  3. Ach ja, und weil ich natürlich ein Vorbild für meine Kinder sein möchte. Ein verantwortungsvoller Umgang mit unserer Umwelt und den Ressourcen kann nicht früh genug gelernt werden.

unser BW: Gab es einen Impuls, der den Kickoff für Deinen Einsatz darstellte? Oder ein Schlüsselerlebnis?

Sabine: Als ich unter einem Baumstumpf eine XXL-Plane (zehn mal fünf Meter!) herausgezogen habe. Die war komplett mit der Wurzel verwachsen. Oberhalb der Erde hat man nur ein paar Zentimeter Plastik erkennen können.

unser BW: Du liebst die Natur, schützt und achtest sie. Es muss doch unglaublich frustrierend sein, wie Umweltverschmutzer mit ihr umgehen?

Sabine: Hierzu fällt mir ein Zitat von Edward Everett Hale ein: „Ich kann nicht alles tun, aber ich kann etwas tun. Und weil ich nicht alles tun kann, soll ich mich nicht weigern, das zu tun, was ich kann.“

unser BW: Fällt es Dir bei dem ganzen herumliegenden Abfall, den Du entdeckst, nicht manchmal schwer, überhaupt noch die Schönheiten der Natur zu sehen?

Sabine: Autoreifen im Flussbett, Plastikplanen im Erdreich, Flaschen auf dem Waldboden … all diese invasiven Arten haben sich über Jahrzehnte häufig so perfekt an ihre Umwelt angepasst, dass sie kaum zu entdecken sind. Verborgen und gut getarnt wie sie sind, fällt es daher überhaupt nicht schwer, die Schönheiten der Natur zu sehen.

unser BW: Wie reagieren die Leute, die Dir unterwegs begegnen und Dich in Aktion sehen?

Sabine: Von Anerkennung, Lob und Verachtung ist alles dabei. Bezüglich letzterem: Die steigende Vermüllung wird durch die zunehmende Kälte einiger Menschen wieder ausgeglichen.

Umweltschutz mit Sabine Hötzel
Glasflaschen: Darüber stolpern eure Nachfahren noch in einer Million Jahren

unser BW: Was war bisher Dein kuriosester Fund unter allen invasiven Arten?

Sabine: Eine halbvolle Dose „Bügelfrei“ aus den 50er Jahren in tadellosem Zustand. Ich Glückspilz aber auch. Nun endlich wird meine Wäsche im Nu faltenfrei, und ich kann mich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren.

unser BW: Im April 2021 hast Du begonnen, auf Instagram Deine Funde zu präsentieren, heute folgen Dir über 8.000 Leute. Tendenz rasch steigend. Überrascht Dich der Erfolg?

Sabine: Ja klar. Wer rechnet schon damit, dass die Leute Müllbilder liken und sich über meine Funde freuen?

unser BW: Wer begleitet Dich auf Deinen Wanderungen?

Sabine: Mein Eimerle – der verliebt sich alle fünf Minuten in eure Hinterlassenschaften.

Unser BW: Sonst noch jemand? Machen Dein Mann und Deine Kinder auch mit und unterstützen Dich? Haben sie Verständnis?

Sabine: Natürlich sind auch meine Kinder und mein Mann mit dabei. Wir lieben alle Müll. Wir sind sowas wie die Olchi-Family.

unser BW: Du klärst Deine Follower auf Instagram auch sehr kompetent über die Müll-Problematik auf. Dass Müll Wildtiere gefährdet, über Plastik in den Ozeanen und die „Lebenserwartung der invasiven Arten“. Wie hast Du Dir dieses Wissen angeeignet?

Sabine: Dank Google ist dieses Wissen nur einen Klick entfernt. Abgesehen davon gibt es ganz tolle Infoseiten vom World Cleanup Day!

unser BW: Du kommst aus Gießen in Hessen. Was hat Dich nach Baden-Baden verschlagen?

Sabine: Die Liebe zum Schwarzwald.

unser BW: Was bedeutet Heimat für Dich?

Sabine: Heimat ist da, wo meine Familie ist.

unser BW: An welche Stellen in Baden-Baden führst Du Deine auswärtigen Gäste besonders gerne?

Sabine (lacht): Wenn ich das hier verraten würde, wären es ganz sicher nicht mehr meine Lieblingsstellen. Ansonsten sind der Battertfelsen, die Geroldsauer Wasserfälle und der Merkur sehr zu empfehlen.

unser BW: In welchem Restaurant oder Café könnte man Dich hier treffen?

Sabine (lacht): Man trifft mich eher im Wald, als im Café.

unser BW: Du gehst gerne im Nordschwarzwald wandern. Wohin zieht es Dich am liebsten?

Sabine: Entlang der Schwarzwaldhochstraße und im Murgtal finden sich tolle Wanderwege.

unser BW: Welche sind Deine Lieblings-Spezialitäten aus Baden-Württemberg?

Sabine: Eindeutig Käsespätzle.

unser BW: Typisch ist für Dich …?

Sabine: Ich bin für jeden Müll … ähm … Spaß zu haben.

unser BW: Gibt es etwas, das Du den Leserinnen und Lesern mitgeben möchtest?

Sabine: Einen Eimer. Möge der Müll mit euch sein!

unser BW: Herzlichen Dank für das interessante Interview! Ich wünsche Dir und uns allen, dass Du jetzt und in Zukunft viele Menschen zum Mitmachen inspirieren kannst.

Mehr über Sabine Hötzels Umweltinitiative gibt es auf Instagram: @sabine.hoetzel

Höhenpark Killesberg Stuttgart

Höhenpark Killesberg Stuttgart

6 ganz persönliche Highlights im Höhenpark Killesberg in Stuttgart

Ist das eine Liebeserklärung? An einen Park? Ganz klar: ja. Der Höhenpark Killesberg ist ein abwechslungsreiches Ausflugsziel für die ganze Familie. Er ist ein Ort der Entspannung in der Mittagspause oder nach Feierabend für die Berufstätigen. Und er ist ein Riesenspaß für Kitagruppen und Schulklassen. Was man hier so alles erleben kann? Du kannst zum Beispiel im Tal der Rosen wandeln, auf den Aussichtsturm steigen, die schönste Dahlie wählen, dem Plätschern der Wasserspiele lauschen, die Flamingos am See beobachten, mit einer Dampflock herumpötteln oder dich einfach nur an Tausenden von Blüten erfreuen. Wem geht da nicht das Herz auf?

Alpaka "Silberlocke" im Höhenpark Killesberg
Alpaka im Tiergehege des Höhenparks Killesberg

Tor zum Paradies im Höhenpark

„Mein“ Tor zum Blumen-Paradies im Höhenpark Killesberg ist der Cannstatter Eingang in der Maybachstraße. Vom lauten Pragsattel kommend, entlang einer vielbefahrenen Straße biege ich ab in eine Oase der Ruhe, der Farben und der Düfte. Unglaublich, wie perfekt die Gärtner und Planer das optische Zusammenspiel der Blüten beherrschen. Mal geht es Ton und Ton, mal voller Kontraste, wunderschön gestaffelt und von oppulenter Fülle. Ein flammendes Beet in warmen Gelb- und Rottönen, ein kühleres Gegenstück in Blau und Lila. Und immer wieder ragen Kunstwerke aus dem üppigen Blütenmeer empor. Winterpause? Die gibt es hier nicht. Das ganze Jahr über ist der Park ein Traum.

Rhododendren im Höhenpark Killesberg
Rhododendron-Blüte im Mai

Es ist schwer zu entscheiden, welches die Höhepunkte im Park sind. Er ist nämlich voll davon. Für den einen sind es die zahlreichen Kunstwerke. Für den anderen das Höhenfreibad oder die Killesbergbahn mit der Dampflok. Und wieder andere lieben Eliszis Jahrmarktstheater, das während des Sommers in Betrieb ist, und das in guten Zeiten jährlich stattfindende Lichterfest mit herrlichem Feuerwerk.

Mir haben es vor allem die Flora und Fauna sowie die Bauingenieurs-Kunst angetan.

Meine 6 Highlights im Höhenpark Killesberg

1. Das Tal der Rosen

Einer meiner Lieblingsorte im Park ist das Tal der Rosen. Tausende Rosenarten duften und blühen um die Wette. Es ist ebenso der Seerosenteich, der eine herrliche Ruhe ausstrahlt. Unerwartet sind die Bananenstauden, die man in hiesigen Gefilden weniger erwartet und die eher an die Kanaren oder die Tropen erinnern. Überraschend ist, dass sie im Freien überwintern: bis auf den Stumpf zurückgeschnitten und dick in ein warmes Bett aus Laub eingemummelt.

Blühende Rosen im Tal der Rosen im Höhenpark Killesberg
Tausende von Blüten im Tal der Rosen

2. Die Blumen im Höhenpark

Das Gartenjahr beginnt im Frühling mit Tulpen und Narzissen, Blausternen und Hyazinthen, Anemonen und Wiesen voller Krokusse. Alleine von den Primeln soll es im Park über 40 Arten geben. Riesige Beete voller Stiefmütterchen in verschiedenen Farben sorgen für einen Wow-Effekt.

Beinahe nahtlos scheint der Übergang zu den Sommerblumen von Rittersporn über Tagetes bis hin zu Taglilien und Rudbeckien. Astern läuten das Ende des Sommers ein. Im Winter ist der Erikahang in Rosa, Violett und Weiß ein blühender Blickfang, vor allem da im Hintergrund noch malerisch der Killesbergturm thront.  

Immer wieder wuseln Gärtnerinnen und Gärtner umher, um Zehntausende von Stauden zu hegen und zu pflegen. Für mich als Hobbygärtnerin ist das hochinteressant. Ich schaue genau zu und orientiere mich hier, um selbst den idealen Schnitt- und Pflanzzeitpunkt für die Pflanzen im eigenen Garten zu finden.

Violettes Beet im Höhenpark Killesberg
Violetter Blütentraum mit Killesbergturm im Hintergrund
Exotisches Beet im Höhenpark Killesberg
Leider nicht winterhart: exotisches Beet
Frangipani im Höhenpark Killesberg
Frangipani, eine duftendeTropenschönheit

3. Die Dahlienschau

Unbestrittener Höhepunkt für Blumenfans ist die alljährlich stattfindende Dahlienschau. Von Anfang August bis Ende September ziehen etwa 10.000 Dahlien zahlreiche Besucher an und bescheren ihnen die Qual der Wahl. Denn es wird gewählt: die schönste Dahlie Stuttgarts. Und es ist wahrlich nicht leicht sich für eine der 200 Sorten zu entscheiden. Ist es eine einfach blühende Dahlie, die von vielen Bienen und Hummeln frequentiert wird? Oder ist es eine Halskrausen-, eine Seerosen- oder eine Ball-Dahlie? Zudem buhlen Pompon- und Kaktusdahlien um die Gunst der Besucher auf einer Fläche von 1.800 Quadratmetern. Damit ist die Dahlienschau im Höhenpark Killesberg eine der größten in Deutschland. 2021 wählten die Besucher die Semi‐Kaktus‐Dahlie „Sorbet“ zur Siegerin.

Dahlie 7 im Höhenpark Killesberg
Dahlie 6 im Höhenpark Killesberg
Dahlie 5 im Höhenpark Killesberg
Dahlie 1 im Höhenpark Killesberg
Dahlie 3 im Höhenpark Killesberg
Dahlie 2 im Höhenpark Killesberg

4. Die Vielfalt der Bäume

Wer hat schon einmal einen Taschentuchbaum gesehen? Im Höhenpark gibt es beim Primelgarten ein prächtiges Exemplar von dem aus China stammenden Baum. Wie weiße Taschentücher hängen die großen, bis zu 16 Zentimeter langen Hochblätter an den Zweigen. Während der Blütezeit im Mai lockt der Baum viele Gäste an. Mit ein wenig Phantasie erinnern die weißen „Lappen“ an einen Schwarm weißer Tauben, weshalb er auch Taubenbaum genannt wird. Im Herbst zieren kugelige, walnussähnliche Samen den Baum.

Taschentuchbaum im Höhenpark Killesberg
Ein prächtiger Taschentuchbaum ...
Blüten Taschentuchbaum im Höhenpark Killesberg
... mit Blüten wie weiße Taschentücher

Eine andere Besonderheit ist der monumentale Blauglockenbaum (Paulownie) am Flamingosee. Das Gehölz mit den großen herzförmigen Blättern stammt ebenfalls aus China. Im Mai ist der Blauglockenbaum über und über voll mit zarten violettblauen, glockenförmigen Blüten.

Blauglockenbaum Höhenpark Killesberg
Monumentaler Blauglockenbaum am Flamingosee

Schon von weitem leuchten die mächtigen Tulpen- und Sternmagnolien im März und April. Die Tulpenmagnolien bieten in Zartrosa einen traumhaften Anblick. Den schneeweißen Sternmagnolien sollte man sich unbedingt nähern. Ihr Duft ist einfach unglaublich.

Das Gelände des Höhenparks Killesberg war früher ein Steinbruch. Pionierbaumarten wie Robinien und Birken besiedelten die freien Schuttflächen. An vielen Orten im Park sind sie die vorherrschenden Gehölze.

Sternmagnolie im Höhenpark Killesberg
Sternmagnolie, eine riesige weiße Blütenwolke
Dahlie 1 im Höhenpark Killesberg
Verschwenderische Blütenpracht der Tulpenmagnolie

5. Der singende und schwingende Killesbergturm

Willst du auf den höchsten Punkt im Park, musst du 174 Stufen steigen. Über 40 Meter misst der Killesbergturm, der 400 Meter über dem Meeresspiegel thront. Die Mühe lohnt sich: Es bietet sich ein Panoramablick bis zur Schwäbischen Alb, den Stromberg, den Glemswald und das Remstal. Ein wenig Schwindelfreiheit ist allerdings notwendig. Die raffinierte Stahlkonstruktion des Turms ist sehr filigran und transparent. Um einen mittigen Mast windet sich ein Netz aus 48 Spiralen. Der Stuttgarter Bauingenieur Professor Jörg Schlaich wurde mehrfach dafür ausgezeichnet. Der besondere Kick: Der Turm schwingt bei der Besteigung leicht mit, und bei Wind hört man ihn „singen“.

Killesbergturm im Höhenpark Killesberg
174 Stufen bis zum Panoramablick
Killesbergturm und Erika im Höhenpark Killesberg
Oft im Mittelpunkt: der Killesbergturm

6. Die Tiere des Höhenparks

Nicht nur Kinder lieben die Ziegen, Ponys, Esel, Alpakas und Schweine im großen Tiergehege des Höhenparks. Mit dem Futter aus dem Automaten dürfen die Besucherinnen und Besucher sie sogar füttern. Ein besonderer Spaß für Groß und Klein. Auf und neben den Wegen sowie in den Teichen tummeln sich zahlreiche Wasservögel wie Enten, Gänse und Flamingos. Beliebt ist der Park auch bei exotischen Gästen. So finden zum Beispiel Streifengänse und Nilgänse gute Lebensbedingungen und haben sich angesiedelt.

Doch nicht immer ist das Zusammenleben mit den gefiederten Einwanderern harmonisch: Im Frühjahr 2021 hielt ein wildes Kanadagänse-Paar die Besucher mit ihren Attacken in Atem. Ein Bereich musste für die brütenden Gänse abgesperrt werden.

Alpaka im Höhenpark Killesberg sieht aus wie ein Bär
Ein Bär? Nein, es ist eines der Alpakas im Tiergehege des Höhenparks
Alpaka mit hellem Fell im Höhenpark Killesberg
Dunkle Knopfaugen und coole Frisur
Alpaka mit weißer Locke im Höhenpark Killesberg
Der Blick sagt mehr als tausend Worte ...
Kanadagänse im Höhenpark Killesberg
Kanadagänse am Flamingo-See
Flamingos am See
Flamingos vor malerischer Kulisse

Sehr viele Menschen in der Region Stuttgart verbinden schöne Kindheitserinnerungen mit dem Höhenpark Killesberg: Die Fahrten mit dem „Bähnle“, die Sonntagsausflüge mit den Eltern, der Besuch des Jahrmarkts oder ganz einfach der unvergleichliche Duft von frisch gebackenen Waffeln und Zuckerwatte. Eine Ur-Stuttgarterin erzählte mir beim Flanieren durch den Park, sie wisse noch ganz genau, durch welchen Eingang sie gingen und welche Wege sie schon vor Jahrzehnten gelaufen seien. Der Park ist ein Stück ganz persönliche Stadtgeschichte.

Killesbergbahn im Höhenpark Killesberg
Die Killesbergbahn dreht ihre Runden von April bis Oktober durch den Höhenpark

Wissenswertes in aller Kürze über den Stuttgarter Höhenpark

  • Öffnungszeiten: Der Höhenpark ist ganzjährig und durchgängig geöffnet
  • Kostenloser Eintritt
  • 50 Hektar groß
  • Bestandteil des „Grünen U“ von Stuttgart
  • Die Anlage geht auf die Maßnahmen zur Reichsgartenschau 1939 zurück
  • Ursprünglich als Steinbruch genutzt
  • Nach Plänen des Landschaftsarchitekten Hermann Mattern zum Park und Ausstellungsgelände umgestaltet
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es im Höhenpark weitere Gartenbauausstellungen
  • Gastronomie: Höhencafé, Milchbar, Schwäbische Weinstube, Oh Julia, Theos Eisdiele, Ins Blaue
  • „Theater in der Badewanne“ mit Vorführungen für Kinder
Albtal-Abenteuer-Track

Albtal-Abenteuer-Track

Bad Herrenalb: Albtal-Abenteuer-Track Etappe 1

Der Weg ist das Ziel bei Deutschlands erster Crosswander-Tour

Was bedeutet Abenteuer für Dich?

Manche Menschen zieht es wie magisch an: das Abenteuer – es klingt herausfordernd, spannend, nach einem kleinen Kick. Ein Abenteuer ist etwas Unbekanntes, das man bestehen muss. Mit anderen Worten, raus aus dem Alltag, auf zu neuen Ufern. Oder in diesem Fall, rein in den Schwarzwald. Auf dem Albtal-Abenteuer-Track bei Bad Herrenalb im Nordschwarzwald kann man seine wilde, ursprüngliche Seite entdecken.

Schon bald lassen wir Bad Herrenalb hinter uns
... und es geht querfeldein durch den Wald

Abenteuer wilde Natur

Eintauchen in echte Natur, auch mal abseits der Wege unterwegs sein, alle Sinne einsetzen. Und ganz ehrlich, wer möchte sich denn nicht mal wie ein Pionier fühlen, der geheimnisvollen Zeichen folgt und neue Wege erkundet? Okay, natürlich entdecken wir auf dem Abenteuerweg nichts, wo nicht schon der ein oder andere vor uns war. Aber stellenweise haben wir genau dieses Gefühl. 

Deutschlands erste Crosswander-Tour ist definitiv ein Mikro-Abenteuer für alle, die mehr wollen als einfach „nur“ wandern. Wandern an sich ist ja schon großartig, aber der herausfordernde Charakter ist, wie wir hier sagen, das Tüpfele aufs i. 

Eine Challenge sind schon die „Gardemaße“ der Strecke: 25 Kilometer Länge, über 1.000 Höhenmeter, etwa acht Stunden reine Gehzeit. Ja, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Knackig aber machbar.

Über Stock, Steine und einen Bach: Geht es noch idyllischer?
Bachüberquerung - die Stiefel sind dicht
Wie Phönix aus der Asche

Das Abenteuer beginnt

… und dann ist da noch die Art der Wege. Bad Herrenalb ist für viele eher ein Synonym für gute, einfache Wege. Die lassen wir auf der Etappe 1 des Albtal-Abenteuer-Tracks eher links liegen. Am schönsten sind natürlich die Crosswegpassagen, die wir neben alten Forstschneisen und Holzrückerouten nutzen. Es sind auch ein paar gute Schotterwege dabei, die wir aber dankbar annehmen, um hin und wieder verschnaufen zu können.

Direkt in Bad Herrenalb startet das Abenteuer. Unseres beginnt auf dem Wanderparkplatz „Am Wurstberg 34“ neben dem Friedhof. Gespannt auf den vor uns liegenden Tag schnüren wir unsere Wanderstiefel (die übrigens dringend zu empfehlen sind) und schultern den Rucksack, der neben ausreichend Wasser leckeren Proviant und die Kameraausrüstung enthält. All das werden wir noch sehr zu schätzen wissen.

Besser als Geocaching: Wir haben eine Markierung entdeckt
Drei stilisierte Nadelbäume, der mittlere der Buchstabe A, weisen den Weg
Manchmal war die Wegmarkierung gut auf einem Schild zu sehen ...
... oder man brauchte fast schon Adleraugen, um die Baumgraffiti zu entdecken
Der Kreativität bei der Beschilderung sind keine Grenzen gesetzt

Baumgraffiti weisen den Weg – oder auch nicht

Vorfreude ist die schönste Freude, sagen wir uns, als wir am Waldrand ankommen und uns erst einmal eine geschotterte Forststraße emporkämpfen müssen. Knieschnapperweg ist der wenig ansprechende Name dieses Abschnitts. Ernsthaft? Jetzt schon? Nein, so anstrengend ist es wirklich noch nicht. Nun heißt es Augen offenhalten, um eines der Wegzeichen zu erspähen: Drei stilisierte Nadelbäume, also passend für den Schwarzwald, wovon der mittlere der Buchstabe A ist. Mal ist die Markierung nur schemenhaft zu erkennen, als blasses Baumgraffiti, mal als Aufkleber auf einem Schild. Aber nur selten auf den ersten Blick und gut sichtbar. Dazu noch sehr weit auseinander, das ist ja der Kick für den Entdecker.

Übrigens war dies auch ein Grund, Urlaub zu nehmen und die Tour auf einen Werktag zu legen. Der Gedanke, an einem Wochenende den anderen Lemmingen zu folgen und dadurch schon hunderte Meter im Voraus zu wissen, wo der Weg langgeht, schien uns wenig reizvoll. Schnell stellt sich heraus, dass dies die richtige Entscheidung war. Wir sind fast alleine, nur auf den gut ausgebauten Wegen treffen wir auf andere Wanderer.   

Über Stock und über Stein und auch mal durch den Matsch

Schon bald zweigt der Weg nach rechts ab. Drauf haben wir gewartet. Nun geht es steil bergauf und querfeldein. Über Baumstämme und Felsen schlagen wir uns durchs Unterholz. Vorbei an Fichten und Tannen, das ist Schwarzwald pur. Büsche versperren uns den Weg, wir biegen Zweige zur Seite, quetschen uns hindurch. Trittsicherheit ist nun wichtig, der weiche Waldboden ist nun voller abgebrochener Äste und Steine, die es zu überwinden gilt. 

Wo geht es nun lang? Keine Markierung in Sicht. Sieht man Spuren? Nein. Also entscheiden wir uns und laufen drauflos. Und freuen uns dann doch, als wir zur Bestätigung unserer Entscheidung nach einigen Metern wieder ein Baumgraffiti entdecken.

Einer der spannendsten Stellen des Tracks ist die Kletterpassage mit Spezialtau. Gesichert mit einem Seil, müssen hier dicke Buntsandsteinbrocken erklommen werden. Zwecks Abenteuerfaktor (und ein paar lustiger Fotos wegen) nutzen wir die dicken Taue. Mit etwas Wandererfahrung und Trittsicherheit genügt es aber auch, lediglich die Hände zur Hilfe zu nehmen. Aber spektakulär sieht es aus, das muss man den Machern lassen, und vielen ist es sicher eine Hilfe. 😉

Hummelglück
Über Buntsandsteinfelsen kraxeln
Wo geht es lang?
Kletterpassage mit Spezialtau

Mythos Westweg

Ein Stück weit folgen wir nun dem Klassiker der Fernwanderwege im Schwarzwald, dem Westweg. Er wurde schon 1900 vom Schwarzwaldverein angelegt und zählt zu den „Top Trails of Germany“. Er beginnt in Pforzheim und endet in Basel. Wir jedoch bleiben auf dem Albtal-Abenteuer-Track. An dieser Stelle geht es schnell voran, die Waden können sich wieder etwas entspannen. Schön wäre es jetzt, auf einer der komfortablen Aussichtsliegen am Hahnenfalzweg Platz zu nehmen und den beeindruckenden Ausblick zu genießen. Es soll nicht sein, alles ist belegt. 

Nach einer kurzen Beobachtung der dicken Hummeln und einiger Zitronenfalter, die sich an den Frühblühern laben, geht es zügig weiter zur Schweizerkopfhütte. Unfassbar schön ist die Aussicht über das Gaistal weit in die Rheinebene hinein. Mit ein klein wenig Stolz betrachten wir von hier oben auch unseren Startort Bad Herrenalb. Ein ganzes Stück ist schon geschafft. 

Blick von der Schweizerkopfhütte weit über die Rheinebene

Nun verspüren wir ein klein wenig Hunger. Einen hübschen Picknickplatz finden wir bei der Hahnenfalzhütte. Bei der traumhaften Aussicht schmeckt das Vesper doppelt so gut.
Wer nicht den kompletten Track bewältigen will, findet hier die Familien-Variante der Etappe 1: Gleich bei der Hahnenfalzhütte geht es direkt hinunter ins Gaistal und von dort aus mit dem Bus zurück nach Bad Herrenalb. 

Hahnenfalzhütte der Skizunft Bad Herrenberg
Pause mit Traumaussicht vor der Hütte

Sprudelnde Quelle und teuflische Mühle

Für uns geht es bergab zum Albursprung, der in etwa 760 Metern Höhe idyllisch umrahmt von üppigem Grün vor sich hin sprudelt. Von hier aus nimmt die Alb ihren 51 Kilometer langen Weg durch den Nordschwarzwald und die mittlere Oberrheinische Tiefebene bis sie in Karlsruhe in den Rhein mündet. Weiter geht es hinab durch ein süßes Wäldchen mit Zwergbirken bis unter 700 Meter, bevor der Aufstieg zum höchsten Punkt des Tracks führt, nämlich 913 Meter. Auch wenn sich hier erneut ein hübscher Ausblick bietet, zieht es uns doch gleich weiter zur Teufelsmühle. Der Weg ist noch weit. Nicht zu übersehen sind die Grenzsteine entlang des alten Grenzwegs zwischen dem Großherzogtum Baden und dem Königreich Württemberg.

Wir erreichen die Teufelsmühle in Loffenau. Wer hier nach einer Mühle sucht, wird sie nicht finden. Der Ort verdankt seinen Namen einer Sage, nach der die unterhalb des heutigen Baus wild verteilten Sandsteinblöcke die Reste einer vom Teufel errichteten Mühle sein sollen. Die Teufelsmühle und der massive Aussichtsturm sind ein beliebtes Ausflugsziel. Kein Wunder, reicht doch die Aussicht über das Murgtal und in die Rheinebene. Außerdem ist hier der Drachenfliegerstartplatz angesiedelt. Übrigens ist die Gegend rund um die Mühle auch ein idealer Ort zum Heidelbeerenpflücken oder Pilzesammeln.

Leise sprudelt der Albursprung
Teufelsmühle des Schwarzwaldvereins
Traumaussicht von der Teufelsmühle ...
... von der man kaum genug bekommen kann

Jetzt geht es fast nur noch abwärts – auf den Spuren des Teufels

Der Track hat viele Highlights, keine Frage. Das für uns spektakulärste ist die Waldschlucht „Großes Loch“ und die faszinierenden Sandsteinhöhlen, die sogenannten Teufelskammern. Wie um die Teufelsmühle ranken sich um die Teufelskammern spannende Sagen. Hier soll einst der Teufel persönlich gehaust haben, auch das Erdweiblein, das aus Stroh Gold zaubern konnte, wurde hier gesichtet. Ob man den Geschichten Glauben schenken mag, bleibt jedem selbst überlassen. 

Unbestrittene Tatsache ist jedoch, welch faszinierende Landschaften und steinerne Skulpturen die Natur im Laufe der Erdgeschichte erschuf. Das „Große Loch“ entstand durch die stete Arbeit des Laufbaches vor über 200 Millionen Jahren in der Buntsandsteinzeit. „Das Gestein der Teufelskammern besteht aus einem geröllreichen Sandstein mit unterschiedlicher Festigkeit. Die Sandsteinpfeiler und das Dach der Teufelskammern trotzen Dank ihres härteren Gesteins bis heute der Abtragung. Weichere Gesteinsschichten wurden durch die Erosion herausgenagt und weggespült. So entstanden die steinernen Kammern oder Teufelslöcher“, ist in einem Infokasten zu lesen.

Spektakuläre Naturskulptur: die Teufelskammern
Waldschlucht „Großes Loch“
Im Inneren der Teufelskammern

Um noch ein wenig länger den unfassbar schönen Blick auf die Felsenlandschaft zu genießen, halten wir uns auf dem Weg ins Tal unterhalb der Teufelskammern rechts entlang der „Großen Loffenauer Runde“. Immer wieder halten wir inne, drehen uns um und lassen die abenteuerliche Szenerie auf uns wirken. In der Waldschlucht liegen Bäume wie Mikadostäbe kreuz und quer in einem Bett aus saftiggrünen Gräsern. Mächtige Felsen säumen den Weg.

Entlang der noch jungen Alb wandern wir zum Ausgangspunkt zurück, nicht über den beschriebenen Heuweg sondern über den Albtalweg entlang des „QuellenErlebnisPfades“ (vorbei am Aussichtspunkt „Hör mal“).

Entlang der jungen Alb zurück zum Parkplatz

Eine absolut herausfordernde und abwechslungsreiche Tour voller Highlights, die zurecht zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ des Jahres 2021 vom Wandermagazin nominiert ist.

Der Track in Zahlen

Länge: 25 Kilometer
Bergwertung: 1.000 Höhenmeter
Dauer: etwa 8 Stunden plus Zeit zum Genießen und Staunen

Die Tour und die GPX-Datei zum Herunterladen findet ihr bei Albtal-Tourismus
und bei Outdooractive.

Tipps:

  • Auch wenn es vielleicht ein wenig auf Kosten des Abenteuerfaktors geht, empfehlen wir zur Vorsicht, den GPX-Track vor Beginn der Tour herunterzuladen (teilweise wurden auch Markierungen mutwillig entfernt)
  • Ausreichend Getränke und Verpflegung mitnehmen (während unserer Tour gab es auf der Strecke nichts zu kaufen)
  • Festes Schuhwerk und eine gute Kondition machen es ein bissle leichter 😉
Eselsburger Tal

Eselsburger Tal

Wunder aus Stein: Eselsburger Tal und Spitzbubenhöhle

Die "Steinernen Jungfrauen" sind das Wahrzeichen des Eselsburger Tals

Faszinierende Felsgiganten säumen den Weg

Eine Tour im Zeichen beeindruckender Felsformationen, faszinierender Tierwelt und zarter Frühlingsblüten … okay, ich gerate ins Schwärmen. Besser, ich berichte der Reihenfolge nach: Start der Wanderung rund um die Brenzschleife ist in Eselsburg, einem Ortsteil Herbrechtingens auf der Ostalb. Die Brenz umfließt an dieser Stelle in einer rund fünf Kilometer langen Schleife den Umlaufberg Buigen.

Zunächst führt die Tour entlang des Asphaltsträßchens auf der östlichen Seite der Brenzschleife in Richtung Herbrechtingen. Für Wanderer wie uns, die eigentlich schmale Pfade und Wildnis pur lieben, ist ein breiter Fahrweg nicht der Traum schlafloser Nächte. Aber in diesem Fall säumt ein unfassbar schöner Felsengarten den Weg. Highlight sind die sogenannten „Steineren Jungfrauen“, das Wahrzeichen des Eselsburger Tals. 

Um die Felsnadeln rankt sich eine mystische, sehr traurige Sage, wie vor Ort auch auf einer Tafel zu lesen ist. Vor langer, langer Zeit soll ein wunderschönes, aber leider männerhassendes Burgfräulein … Doch ich will nicht zu viel spoilern, sonst ist die ganze Spannung weg. 

Ein Tipp für Photoholics: Gegenüber der Steinernen Jungfrauen liegt der kleine Eisweiher, in dem sich die Felsenmonumente und die Wolken malerisch spiegeln – ein schönes Fotomotiv!

Blick über den Eisweiher zu den "Steinernen Jungfrauen - hier leider ohne Sonne
Die Brenz schlängelt sich durchs Tal: Man genießt einen schönen Blick in Richtung Herbrechtingen

Hoch geht es auf die Wacholderheide

Ein gut sichtbarer Trampelpfad führt uns nun rechts hinauf auf die Wacholderheide. Nun heißt es Augen auf und nach den Kuhschellen oder Küchenschellen Ausschau halten, die es hier in größerer Zahl geben soll. Und so ist es. Während uns zunächst, in der nach dem langen Winter noch spärlichen Vegetation, hauptsächlich die großen Wacholderbüsche ins Auge stechen, lassen die violetten Blütenschönheiten auf sich warten. Doch oben auf dem Heidehügel angekommen, sind sie: Die Köpfchen erst ein wenig geöffnet, noch niedergedrückt von der Schneelast, die sie kurz zuvor ertragen mussten. Also, Kamera gezückt und auf zum Fotoshooting mit den Kuhschellen. Dafür muss und sollte man den Pfad nicht verlassen. 

Vor lauter Begeisterung darf man es nicht versäumen, den weiten Ausblick übers Eselsburger Tal zu genießen. Über die Felsnadeln und andere imposante Steinriesen hinweg, schweift der Blick über die mäandrierende Brenz. In der Ferne erscheinen die ersten Häuser von Herbrechtingen.

Pelzige Schönheiten: Die Küchen- oder Kuhschelle …
… auf der Wacholderheide trifft man sie auch in kleinen Gruppen an
Eselsburger Tal Schwarzwald
Auch die Aussicht in die andere Richtung ist ein Traum

Wilde Flora und Fauna – besser als jeder Zoo

Auf diesem Pfad gelangen wir zurück nach Eselsburg. Dort angekommen, lernen wir eine Menge über die Biber: In der alten Kläranlage gibt es eine Lernstation mit einem nachgebildeten Biberbau, ein wirklich lohnenswerter Stopp. 

Doch was ist das? Eine Bewegung in der Brenz lässt und innehalten. Ist das ein einheimischer Biber? Nein, viel zu klein. Es ist ein Bisam, der das Wasser der Brenz durchpflügt, kurz untertaucht und plötzlich auf der anderen Flussseite wieder zu sehen ist. Bisame stammen ursprünglich aus Nordamerika und sind an unser Klima gut angepasst. 

Währenddessen schreitet eine einzelne Graugans langsam am grasbewachsenen Ufer umher. Auch ein Graureiher hält nach Nahrung Ausschau.

Über die Brücke gelangen wir auf den Weg, der auf der westlichen Seite der Brenzschleife zwischen dem Flüsschen und dem Waldrand entlangführt. Neben einigen weißen Märzenbechern setzen im Hangwald Leberblümchen, Lerchensporn, Blausternchen und Traubenhyazinthen farbige Akzente. Da! Schon ist unsere Aufmerksamkeit weg von den Blüten wieder in Richtung Brenz gerichtet: zwei Nilgänse! Ein wild flatternder und schnatternder Ganter buhlt lautstark um eine Partnerin.

Lernstation Biberbau: alles, was Du schon immer mal über Biber wissen wolltest ...
... und gleich anwenden kannst: kein Biber sondern ein Bisam, der an der Brenz zu Hause ist
Die Graugans fühlt sich an der renaturierten Brenz wohl …
... ebenso wie die zugereisten Nilgänse: Hier buhlt ein Ganter um eine Partnerin

Immer der Brenz entlang

Und schon wieder könnte man ins Schwärmen geraten. Hoch oben auf dem Falkenfelsen thront die Domäne Falkenstein über der Brenz. Kaum hat man diesen Eindruck verarbeitet, folgt das nächste Highlight, der Bindstein. Er ist ein gigantischer Felsen, der mit seiner Wandhöhe von bis zu 30 Metern und seinem bombenfesten, glatten Gestein gerne von Kletterern frequentiert wird. 

Man braucht schon etwas Phantasie, um sich vorstellen zu können, dass der Bindstein im 12. Jahrhundert einmal ein Burgfelsen war. Nur noch einige Buckelquader und die künstliche Rundung der Felsspitze deuten auf den befestigten Wehrturm hin. Allein im Eselsburger Tal gibt es 13 Kulturdenkmäler mit Zeugnissen aus der Vor- und Frühgeschichte, die die Herzen von Geschichtsfans höherschlagen lassen. 

Nächstes Highlight und gleichzeitig unser „Wendepunkt“ ist die Bindsteinmühle am Rande des Eselsburger Tals. Nun geht es ein kleines Stück auf dem gleichen Weg zurück bis zu einer Brücke, die wir überqueren.

Der Lerchensporn oder „die Zottelhose“ wagt sich langsam aus der Erde
Ein gebührender Rahmen für die Domäne Falkenstein
Schwer vorstellbar: Der Bindstein war im 12. Jahrhundert einmal ein Burgfelsen
Brenz Idylle Schwarzwald
Idylle an der Brenz: die Bindsteinmühle am Rande des Eselsburger Tals

Die Märzenbecher-Blüte – ein Traum in Weiß

Unsere letzten Ziele sind die Eselsburger Spitzbubenhöhle und ein gigantisches Blütenspektakel: die Märzenbecher-Blüte im Hangwald! Etwa eine viertel Million Märzenbecher sollen im Eselsburger Tal vorkommen, ein Zehntel des Bestandes in Baden-Württemberg. Das darf man sich nicht entgehen lassen. 

Und tatsächlich, nun folgten am Waldrand entlang des Schotterweges Hänge, in strahlendes Weiß und leuchtendes Grün getaucht. Ein Meer aus Märzenbechern, soweit das Auge reicht. Hier auf der Ostseite des Tals bieten die streng geschützten „Großen Schneeglöckchen“ oder „Frühlings-Knotenblumen“, wie die Märzenbecher auch gerne bezeichnet werden, ein zauberhaftes Schauspiel.  Deshalb ist eine Wanderung in den ersten Frühlingswochen besonders empfehlenswert. 

Einziger Wermutstropfen waren die deutlich sichtbaren Baumfällarbeiten an einigen Stellen. Die tapferen Märzenbecher trotzten den Baumfällungen in diesem Paradies, bildeten zwischen den traurigen Baumstümpfen dennoch ihren weißen Blütenteppich – auch wenn der Anblick traurig stimmte. Wie die Stadt Herbrechtingen informierte, sind die Arbeiten auf Sturmschäden und auf das Eschentriebsterben zurückzuführen.

„Flowerpower and the rocks“: Tausende von Märzenbechern vor der Spitzbubenhöhle

Sehr schön ist das blühende Naturschauspiel vor der Kulisse der Spitzbubenhöhle in einem abgeschiedenen Seitental. Die filigranen Blütenkelche mit den typisch grünen Spitzen und den goldgelben Staubblättern vor dem schroffen Grau der Höhlenfelsen … einfach unschlagbar. Kurioserweise erscheint auf der topografischen Karte noch eine zweite Höhle, die südlich vom nahen Anhausen gelegene Klemmerhöhle, die ebenfalls den Namen „Spitzbubenhöhle“ trägt. Wir besuchten jedoch die Spitzbubenhöhle bei Eselsburg.

Zurück in Eselsburg, erreicht man einen großen Hofladen mit Café. Wenige Schritte davon entfernt, gibt es eine weitere Einkehrmöglichkeit im Wirtshaus Eselsburg mit „Brenzgarten“, das in „normalen Zeiten“ sicher einen wundervollen Abschluss der Tour bildet.

Zu guter Letzt noch die Spitzbubenhöhle bei Eselsburg
Ein krönender Abschluss der Wanderung: Wirtshaus Eselsburg mit „Brenzgarten“