Welzheim

Welzheim

Feenspuren im Schwäbischen Wald

aktualisiert: 25.04.2022

Wasserfall - Drei Schluchten

Wasserfall im Schwäbischen-Fränkischen Wald

wasserfall drei Schluchten Region Stuttgart Baden Württemberg

Ein herrlicher Rastplatz am Wasserfall

3 Schluchten: Edenbachtal, Wieslaufschlucht und Strümpfelbachtal

 

Welche Zutaten lassen das Wandererherz höherschlagen? Man nehme schmale, naturnahe Pfade und Wege, garniere sie mit einer Prise Abenteuer, füge reichlich wilde Natur hinzu und würze zum Schluss mit Höhepunkten hinter fast jeder Kurve. Hier sind wir Wanderer vermutlich fast alle ähnlich. Bei der Tour kommen wir auf unsere Kosten. Wir wandern durch die wildromantischen Schluchten Edenbachtal, Wieslaufschlucht und Strümpfelbachtal. Der Weg führt uns entlang von Bächen und Wasserfällen, durch einen Bannwald hindurch, vorbei an Mühlen in eine kleine Zauberwelt, in der man sich die Existenz von Feen und Kobolden (fast) schon vorstellen kann. Super geeignet auch für Familien mit Kindern! 

Schwäbischer Dschungel

 

Kaum zu glauben, dass wir hier in Deutschland sind, so sehr erinnert die Landschaft an einen wilden Dschungel. Neben einer überwältigenden Optik ist schon die Geräuschkulisse faszinierend. Der Wald ist erfüllt von einem summenden und brummenden Grundton tausender nektarsuchender Bienen, Hummeln und Käfern. Bäche plätschern, kleine Wasserfälle stürzen sich rauschend in die Tiefe. Gleich einem vielstimmigen Orchester folgt der Einsatz der Einzelstimmen: Amseln und Meisen trällern ihre Lieder, rhythmisch begleitet vom Hämmern der Spechte und unterstützt vom Ruf der Bussarde. Nicht nur akustisch ist die Gegend ein Genuss, auch die anderen Sinne werden angesprochen. Es riecht nach feuchten Blättern, nach Blüten, nach Holz.

Wasserfall - Drei Schluchten

Dicht und ursprünglich ist der Schwäbische Wald

Wanderung über Stock und Stein 

 

Start ist der Wanderparkplatz Bockseiche, und wir tauchen sogleich in den Urwald ein. Nach ein paar Regentagen ist der Weg sehr schlammig, aber mit gutem Schuhwerk erhöht das den Abenteuerfaktor sogar noch. Im Naturschutzgebiet Edenbachtal fängt es noch recht gemächlich an. Ein Pfad schlängelt sich am Bachlauf entlang, über Pfade und Holzstege, an einer kurzen Steilstelle ist er mit einem Seil gesichert. Umgestürzte Bäume liegen kreuz und quer wie Mikadostäbe über dem Bachlauf. In dem sich ungestüm schlängelnden Bach haben sich Sandbänke gebildet, die bei trockenem Wetter durchaus zu einem romantischen Picknick einladen – Inselfeeling pur.

wasserfall drei Schluchten Region Stuttgart Baden Württemberg

Blauflügel-Prachtlibelle bewohnt kalte Bäche und Flüsse

Paradies für Kinder

 

Wer mit Kindern unterwegs ist, kann in der ehemaligen Laufenmühle Sinneserlebnisse im „Erfahrungsfeld Eins + Alles“ sammeln. Zudem gibt es eine empfehlenswerte Kafferösterei. Hier ist auch das 168 Meter lange Laufenmühle-Viadukt, das 1910 erbaut wurde. Schlag auf Schlag geht es mit den Highlights weiter.

Weilheim Peterskirche

Klingenmühle an der oberen Wieslauf

Historische Klingenmühle am Wasserfall

 

Das immer lauter werdende Rauschen verrät es von Weitem: Ein Wasserfall naht. Beim Zusammenfluss von Edenbach und die Wieslauf stürzt er tosend in die Wieslaufschlucht. Schon ist die historischen Klingenmühle in Sicht. 1668 erbaut, ist sie heute ein beliebtes Ausflugsziel. Im dortigen Café gibt es selbstgemachte Leckereien zur Stärkung der Wanderer.

Aussicht bis zum Schwarzwald

 

In der beeindruckenden Wieslaufschlucht geht es weiter zum Steinbachviadukt, einem von insgesamt drei Viadukten, über die die Schwäbische Waldbahn ihre Bahnen zieht. Nun führt die Wanderung zum Eingang des wildromantischen Strümpfelbachtals, wo viele kleinere Wasserfälle sprudelnd und gurgelnd den Weg säumen. Plötzlich: ein Szenewechsel, die Landschaft zeigt ein völlig anderes Bild. Man kommt zur Hochfläche um Schmalenberg. Hier bietet sich ein grandioser Ausblick bis in den Nordschwarzwald.

Weilheim Rathaus

Ein herrlicher Blick vom Schmalenberg in die Ferne

Laufenmühle-Viadukt

Wie aus einer anderen Welt: Geldmachersklinge

Abenteuerliche Pfade

 

Jetzt wird es richtig abenteuerlich. Ein seilgesicherter, in unserem Fall extrem rutschiger, Abstieg beginnt. Trittsicherheit und gutes Schuhwerk sind obligatorisch. Belohnt wird der Wanderer unten mit dem Naturdenkmal Geldmachersklinge. Hierbei handelt es sich um eine beeindruckende Felsformation in der Seitenklinge des Aspenbaches. Kühl ist es in der grottenartigen Hohlkehle. Wasser plätschert in einem Rinnsal von den Felsen in die Grotte. Sonnenstrahlen bahnen sich in hellen Streifen ihren Weg bis auf den Boden. Ein grandioses Schauspiel, das seinesgleichen sucht.

Eine Portion Abenteuer steckt aber auch im Namen der Klinge: In der Geldmachersklinge soll der Sage nach ein Falschmünzer sein Unwesen getrieben haben, daher der wenig romantische Name. Auch wenn man sich von dem Anblick kaum losreißen kann, geht es doch irgendwann wieder zurück ins Wieslauftal zum Ausgangspunkt Bockseiche. Eine schöne Tour, die wir absolut empfehlen können!

Tipps für deine Wanderung im Schwäbischen Wald

  • Der Weg ist nicht kinderwagentauglich.
  • Wanderschuhe empfohlen.
  • Tolle Tour im Sommer, da der größte Teil durch kühle Wälder und entlang von Bächen führt.
  • Sehr rutschig bzw. matschig, wenn es geregnet hat
  • Tourbeschreibung und Karte

Hinweise:
Die Werbung in diesem Beitrag für Welzheim, die Feenspuren und „Eins + Alles“, die ich nenne und teilweise verlinke, erfolgt unbeauftragt und ohne Bezahlung.

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Wein Lese Tage in Marbach

Wein Lese Tage in Marbach

Marbach, Schiller und der Wein: Wein Lese Tage

Literaturmuseum der Moderne in Marbach am Neckar
In der Marbacher Stadthalle, dem Schiller-Nationalmuseum und dem Literaturmuseum der Moderne wird geschwenkt, geschnuppert und genossen.

Wie macht man ein richtiges schwäbisches Schorle?

„Das ist eine schwäbische Weinverkostung, das heißt, hier spuckt niemand etwas aus“, stellt Comedian Fabian Friedl fachkundig fest. Stimmt, zumindest wird diese „Unsitte“ hier nur äußerst selten beobachtet. 

Bei den Marbacher Wein Lese Tagen treffen sich Liebhaber regionaler Weine und der Literatur. Geschwenkt, geschnuppert und genossen wird in der Marbacher Stadthalle, dem Schiller-Nationalmuseum und dem Literaturmuseum der Moderne.

Was der Beginn eines Blogs mit Friedrich Schiller zu tun hat

Was liegt näher, als einen Baden-Württemberg-Blog mit Buchstaben, die zu Wörtern verschmelzen, die sich wiederum zu Sätzen vereinen, zu beginnen? Nein, ich bin nicht abgehoben. Eigentlich bin ich ganz normal, meistens jedenfalls. Der heutige Tag steht jedoch im Zeichen der Wein Lese Tage in Marbach am Neckar. 

Eine grandiose Symbiose aus Wein und Literatur, die für so manches literarisches Siechtum, das man als Schüler durchleiden musste, entschädigt. Ich erinnere mich hier in der Schillerstadt Marbach ganz besonders an zwei Werke eben jenes Dichters: „Don Carlos“ und „Die Räuber“. Zwei Dramen, die einen als Jugendliche an den Rand der Verzweiflung trieben und die man im Erwachsenenstadium doch sehr zu schätzen weiß. 

Heute kann ich mit Fug und Recht behaupten, Literatur macht Spaß, sehr großen sogar. Zumindest oder sogar in Verbindung mit gutem Wein. Nun, wie auch immer: Mit diesem Beitrag feiert mein Blog „unser-BW“ Premiere.

Stadthalle in Marbach am Neckar, in der die Wein Lese Tage stattfinden
In der Stadthalle bleibt kein Glas und erst recht kein Gaumen trocken

Allein der Weine sind es 100 …

„So nehmt das Glas hier frisch zur Hand, geht damit dann von Stand zu Stand und kostet was die Winzer schufen als hätt´ der Herrgott sie berufen“, raten die Veranstalter in ihrem Messefilm. Nicht nur im Ausstellungsbereich der Stadthalle bleibt kein Glas und erst recht kein Gaumen trocken.

Gefüllte Weingläser dienen gleichzeitig als Eintrittskarte für das Rahmenprogramm. Wenn sie weg sind, ist der Raum voll und man erhält keinen Eintritt mehr. Ein Tipp der Veranstalter ist, dass in den „Randzeiten“, also zu Beginn und gegen Ende eines Veranstaltungstages weniger los ist. Es genügt dann, etwa 10 Minuten vor Programmbeginn vor Ort zu sein. Zu den anderen Zeiten sollten schon 20 bis 30 Minuten Zeit eingeplant werden. Es lohnt sich jedoch, den jeweiligen Gästeandrang im Blick zu behalten. Ein Gläschen Wein und eine unterhaltsame Gesellschaft versüßen die Wartezeit.

„Der Wein erfindet nichts, er schwatzts nur aus“

Trotz eines mittleren Menschenauflaufs vor dem Schillersaal im Schiller-Nationalmuseum ergattern wir uns noch zwei der begehrten Gläser. Auf dem Programm stehen „Wort, Wein und Musik“. Wir sind gespannt auf die beiden Akteure Ingo Klopfer und Michael Biehler. Rund um das Thema Wein – der werte Zuhörer ist überrascht, wie unerschöpflich es ist – geben sie Poesie, Prosa und Musik zum Besten. Unser Begleitwein war der Eberhard Ludwig Riesling Steillage halbtrocken. Wonach dieser riecht und schmeckt? „Nach Wein“, gibt ein anderer Besucher ehrlich zu und sorgte damit für vieler Lacher … 

„Man sagt, wer schreibt, trinkt auch“, klärt Ingo Klopfer auf. Was das das wohl für uns Blogger heißen mag? Für viele große Dichter und Denker galt der Wein als Lebenselixier. Einer der bekanntesten Weinliebhaber war Johann Wolfgang von Goethe. Wein zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Er huldigt dem edlen Tropfen in vielen seiner Werke. „Der Wein erfindet nichts, er schwatzts nur aus“, erkannte Friedrich Schiller. 

Marbach Baden Württemberg Stadthalle Weinstand
"Das Auge trinkt mit": Liebevolle Dekoration an den Ständen

Prinzessin Eboli, Carmen trocken und Pfau Anton IV

Derart inspiriert begeben wir uns wieder in das Zentrum der Sinneslust, der Genussmesse in der Stadthalle. Elf Selbstvermarkter und vier Genossenschaften bieten über 100 Weine zum Verkosten an. Auch wenn der Ehrgeiz groß ist – man hat keine Chance, alle zu schaffen . 

 So hat jeder seine eigene Taktik: Jedem Stand mindestens einen Besuch abzustatten nebst Verkostung eines Weines und eines Stückchen Brotes? Oder die Weine mit den coolsten Etiketten probieren? Davon gibt es mittlerweile einige, auch die Zielgruppe und die Winzer werden jünger. Neben klassischen Weinbezeichnungen amüsiert man sich über Weinnamen wie Prinzessin Eboli, Carmen trocken, Pfau Anton IV, Unkaputtbar Regent und Mephisto Rotwein. Allein diese sind schon ein Grund für ein Probiererle.    

Don't drink and drive …

Im moderaten Eintrittspreis ist alles enthalten: die Weinprobe, das literarische Rahmenprogramm, je ein Weinglas zum Mitnehmen und die Fahrt mit dem VVS. Es lohnt sich also, das VVS-Kombiticket schon vorab zu kaufen. Für Kurzentschlossene gibt es die Version zum Selbstausdrucken. Wer möchte schon zu einer literarischen Weinprobe selbst mit dem Auto fahren? 

Aller Unkenrufe und des zweifelhaften Rufes unserer Öffis zum Trotz, klappt es prima. Die S-Bahnen sind pünktlich und die sportlich bemessenen drei Minuten Umstiegszeit am Stuttgarter Hauptbahnhof reichen tatsächlich. Auch der Shuttle-Bus von und zur Veranstaltung funktioniert vorbildlich. Selten ist ein Hinweis so nützlich wie nach einem ganzen Mittag und frühen Abend voller Wein und Literatur: „Achten Sie auf den Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante“. Danke für die Warnung, lieber Verkehrsverbund.

Schnelles Rezept für ein schwäbisches Weinschorle

Doch wie kredenzt man nun ein schwäbisches Weinschorle? Hier klärt der Weinkolumnist Michael Weier im Rahmen des Programmpunktes „Comedy und Wein“ auf, der die Erkenntnisse seines Vaters verrät: „Das Wesentliche beim schwäbischen Schorle ist, dass man zuerst Wein ins Glas gibt und dann den Sprudel oben drauf. Weil, wenn man zufällig zu viel Wein ins Glas reinmacht, kann man ja ein Schlückle wegtrinken. Andersherum wäre das undenkbar.“ So einfach ist das.